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Digitalisierung in der Tiermedizin:
Zeit zu Handeln!

Die digitale Praxis ist ein Gewinn für alle

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren fast alle Bereiche unseres Lebens erfasst und verändert und wird sich künftig eher noch beschleunigen. Von der Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren, bis hin zur Organisation unseres Alltags – digitale Tools und Technologien sind überall präsent. Auch Tierärztinnen und Tierärzte leben längst nicht mehr auf einer analogen Insel und können sich dieser Entwicklung entziehen. Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Effizienz und Qualität der tierärztlichen Versorgung zu verbessern und den Bedürfnissen der Patienten sowie Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern gerecht zu werden.

Abwarten lohnt sich nicht

Es lohnt sich nicht zu warten. Im Gegenteil. Die Tierärztinnen und Tierärzte, die sich bereits heute mit der Digitalisierung auseinandersetzen und beginnen wertvolle Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Technologien zu sammeln, werden gegenüber denen, die weiterhin abwarten, einen Wettbewerbsvorsprung erzielen. Dieser Vorsprung wird sich zum Beispiel in niedrigeren Kosten, steigender Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, stärkerer Bindung an eine Praxis und am Ende auch in einem höheren Praxiswert niederschlagen.

Digitale Technologien in der Veterinärmedizin

Der Einsatz digitaler Technologien in der Veterinärmedizin ist mittlerweile sehr weit verbreitet, wie die folgenden Beispiele zeigen: Beim Cloud Computing werden zum Beispiel Ressourcen wie Server, Speicher, Datenbanken, Netzwerkkomponenten und Software genutzt, die über das Internet (die Cloud) bereitgestellt werden. Durch das Cloud Computing fallen somit keine Investitionen in Hard- und Software an, man bezahlt nur für die Dienste, die man nutzt. Rechengeschwindigkeit und Speicherkapazität können stufenlos an die Bedürfnisse der Praxis oder Klinik angepasst werden (das System wächst mit) und Ausfallsicherheit sowie Notfallwiederherstellung sind vertraglich garantiert.

Über Plattformen werden heute schon zahlreiche Transaktionen zwischen der Tierarztpraxis und veterinärmedizinischen Dienstleistern abgewickelt. Dazu gehören zum Beispiel der Austausch von Labor- und Bilddaten, die Übermittlung von Rechnungsdaten an tierärztliche Verrechnungsstellen oder Versicherungen oder auch die Übermittlung von Bestellungen an die Lieferanten von Arzneimitteln und Praxisbedarf.

Digitalisierung zur Vorbeugung von Krankheiten

Bei Big Data geht es vor allem darum, die Flut der täglich anfallenden Daten wie zum Beispiel Tierdaten, Untersuchungsergebnisse, Behandlungsdaten und Arzneimittelverordnungen zu verarbeiten und durch die Analyse der Daten Erkenntnisse und Entscheidungsgrundlagen zu gewinnen, die wiederum in Diagnose und Therapie einfließen können. So gibt es in Niedersachsen beispielsweise ein Projekt, in das die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) und das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) eingebunden sind, um durch die Zusammenführung und Analyse von Daten aus Human- und Tiermedizin Ausbrüche von Infektionskrankheiten frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.

Tragbare Sensoren, sogenannte Wearables, finden auch in der Veterinärmedizin immer mehr Verbreitung. Im Jahr 2023 gaben Tierhalterinnen und Tierhalter in den USA geschätzt 2,3 Milliarden Dollar aus, um mit tragbaren Sensoren die Gesundheit ihres Haustieres zu überwachen, wie das US-Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Grand View Research mitteilt. Wearables können Tierärztinnen und Tierärzten wertvolle Daten und Erkenntnisse für die Anamnese liefern, die sonst oft entweder gar nicht oder nur unzureichend vorliegen. Auch therapiebegleitend können Wearables einsetzt werden, zum Beispiel um Vitalparameter, wie das Schlaf- und Bewegungsverhalten aufzuzeichnen.

Implantate und Prothesen aus dem 3D-Drucker

Ob für die Herstellung von passgenauen Prothesen oder Implantaten, anatomischen Modellen für die Operationsvorbereitung oder das Design und die Anfertigung von Säge- und Bohrschablonen für chirurgische Eingriffe, auch der 3D-Druck hält in den letzten Jahren Einzug in die Tiermedizin und findet sogar schon Verwendung in der tiermedizinischen Praxis, wie beispielsweise in der Tierklinik Germersheim, wo mit 3D-Druck Implantate und Prothesen angefertigt werden können.

Darüber hinaus gibt es bereits einige Ansätze für den Einsatz des maschinellen Lernens auf Basis künstlicher neuronaler Netzwerke, die in Zukunft sicher auch in der Tiermedizin noch stärker zum Einsatz kommen werden, um Tierärztinnen und Tierärzte bei der Diagnose zu unterstützen und sie bei einfachen, regelmäßig wiederkehrenden Routineaufgaben zu entlasten.

Per App: Interaktion zwischen Kundschaft und Praxis

Angesicht der Verbreitung digitaler Endgeräte wie Smartphones und Tablets sowie den daraus resultierenden Kundenwünschen, überall und jederzeit auf Informationen und Services zugreifen zu können, führt heute kein Weg mehr an digitaler Kundenkommunikation vorbei. Dabei können Webseiten, Newsletter, Blogseiten, Soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram, Messenger-Dienste wie WhatsApp und mobile Anwendungen, sogenannte Apps, wie zum Beispiel petsXL zum Einsatz kommen, um Inhalte und Nachrichten zu übermitteln und mit den Kundinnen und Kunden zu interagieren.

Und schließlich lassen sich mit Hilfe der Daten aus der Warenwirtschaft der Praxissoftware Vorhersagen über den Bedarf an Arzneimitteln und Praxisverbrauchsmaterialien ableiten, die dann zeit- und kostensparend auf elektronischem Weg direkt bei Lieferantinnen und Lieferanten bestellt werden, die dann im Gegenzug verfügbare Mengen, Preise, Chargennummern und Laufzeiten in einer Rechnung oder einem Lieferschein elektronisch an das Warenwirtschaftsprogramm übermittelt.

Ihre Dividende beim Einsatz digitaler Technologien

Zunächst einmal ermöglichen digitale Technologien effizienter zu arbeiten. Wenn künftig etwa die Auswertung von CT- oder MRT-Aufnahmen mit KI-basierter Analysesoftware unterstützt wird, dann sparen Diagnostiker enorm viel Zeit, die sie für andere Aufgaben zur Verfügung haben. Wer seinen Kundinnen und Kunden die Möglichkeit gibt, Termine online zu vereinbaren, sorgt dafür, dass das Telefon seltener klingelt und die TFAs an der Anmeldung sich entspannt um Patienten kümmern können, die bereits in der Praxis sind. Auch für die Bindung von Kundinnen und Kunden bieten digitale Technologien enormes Potential. Apps für die Kundenkommunikation machen es Kundinnen und Kunden so bequem wie möglich, mit der Praxis zu interagieren. Eine Praxis, die digitale Technologien einsetzt, stärkt damit ihre Wettbewerbsfähigkeit, weil sie effizienter arbeitet und Kosten spart. So bindet eine Praxis Kundinnen und Kunden, gewinnt Neukundinnen und Neukunden und wird für potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als attraktiverer Arbeitgeber angesehen.

Laut einer Umfrage des Handelsblattes übersteigt der Nutzen durch die Digitalisierung schon nach kurzer Zeit die Kosten, wie die Antworten von mehr als einem Drittel der befragten Unternehmen zeigen.

Wie geht man am besten vor?

Ist erst einmal der Entschluss gefasst, Praxisabläufe und Kundenkommunikation durch den Einsatz digitaler Technologien zu verbessern, steht man schnell vor der Frage, wie man am besten vorgeht. Da jede Praxis oder Klinik andere Schwerpunkte und Zielsetzungen in der Leistungserbringung setzt und über unterschiedliche Voraussetzungen verfügt, gibt es letztlich auch kein allgemein gültiges Rezept für die Umsetzung einer Digitalisierungs-Strategie. Ein auf der Website des Bundesverbands für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) herausgegebener Leitfaden gibt hierzu als Einstieg einige nützliche Empfehlungen.

Über den Autor

Michael Helig, Diplom-Kaufmann

Ich studierte Betriebswirtschaftslehre in Hamburg mit den Schwerpunkten Marketing und Wirtschaftsinformatik. Seit mehr als 35 Jahren bin ich in verschiedenen Positionen als Werbe-, Marketing- und Geschäftsführer für nationale und internationale Unternehmen der Tiergesundheitsbranche tätig, unter anderem für Heiland Vet und Henry Schein Animal Health. Seit April 2018 bin ich verantwortlich für den Bereich Applikationservices bei VetZ.